Ringvorlesung: Islamismus in Deutschland und Europa: Gesellschaftlicher Umgang mit Ursachen und Wirkungen

Datum: 31. Januar 2024Zeit: 19:15 – 20:45Ort: Kollegienhaus, Raum KH 0.011 (EG), Universitätsstraße 15, 91054 Erlangen

Weitere Termine

  • 25. Oktober 2023
  • 22. November 2023
  • 13. Dezember 2023
  • 17. Januar 2024
  • 31. Januar 2024

Ringvorlesung WiSe 2023/24

„Islamismus in Deutschland und Europa: Gesellschaftlicher Umgang mit Ursachen und Wirkungen“
Programm Erlangen
Kollegienhaus, Raum KH 0.011 (EG), Universitätsstraße 15, 91054 Erlangen

Mittwoch, 25. Oktober 2023, 19:00-21:00 Uhr c.t.
„Alles ist Wechselwirkung“ – Perspektiven auf Islam und Muslim:innen im Kontext des Begriffs „radikal“
Dr. Jörn Thielmann (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen)
„Alles ist Wechselwirkung“, so Alexander von Humboldt 1803/04 in seinem mexikanischen Tagebuch. Unter dieser Perspektive entfaltet der Vortrag das Hin und Her der gegenseitigen Einflüsse und Wirkungen, kurz: der Wechselwirkungen, um die Begriffe „radikal“, „Islam“ und „Muslim:innen“ im Geflecht der deutschen Gesellschaft. Beispiele kommen aus den empirischen Feldern des Projekts „Wechselwirkungen“ an der FAU Erlangen-Nürnberg und der Universität Heidelberg. Dabei nehmen die Forschenden gezielt muslimische Perspektiven ein: Sie untersuchen menschenrechtliche Effekte von Anti-Terrorismus-Maßnahmen oder erforschen mit Experimenten, wie sich die Wahrnehmung von systemischer Diskriminierung auf Muslim:innen auswirkt. Weitere Studien betrachten die Wechselwirkungen zwischen anti-muslimischen Akteuren und islamistischen Gruppierungen im städtischen Raum, den Islamischen Religionsunterricht sowie Freitagspredigten in Deutschland. Im Bereich Social Media wird im Projekt eine Analyse innerislamischer Kommunikationsmuster in Facebookgruppen für muslimische Frauen durchgeführt.

Mittwoch, 08. November 2023, 19:00-21:00 Uhr c.t.
(Co)-Radikalisierung von Muslim:innen und Nicht-Muslim:innen in Deutschland
Cemal Öztürk / Prof. Dr. Susanne Pickel (Universität Duisburg-Essen)
Wenn man auf Radikalisierung schaut, dann wird immer häufiger auf wechselseitige Effekte verwiesen – Prozesse der Co-Radikalisierung. Dabei beginnen diese Prozesse nicht erst, wenn mit Fäusten aufeinander eingeschlagen wird, sie beginnen bereits, wenn sich Gruppen unversöhnlich gegenüberstehen. Oft entstehen dabei auch demokratiefeindliche Einstellungen und verfestigen sich. Autoritäre Persönlichkeitsstrukturen, Verschwörungsmentalität, aber auch fundamentalistische religiöse Überzeugungen können Triebkräfte sein. Im Vortrag werden mit den Daten der LAS-RIRA-Studie 2022 und einer Zusatzbefragung unter Muslim:innen Ende 2022 Prozesse und Faktoren der Radikalisierung herausgearbeitet. Dabei werden wechselseitige Beeinflussungen, wie z.B. die starke Relevanz einer Ablehnung des Islam und von Muslim:innen im politisch rechten Spektrum, aber auch die negative Wirkung von Diskriminierungserfahrungen herausgearbeitet. Die Ergebnisse repräsentieren einen zentralen Teil des Projekts Radikaler Islam - Radikaler Anti-Islam (RIRA).

Mittwoch, 22. November 2023, 19:00-21:00 Uhr c.t.
Gibt es einen „Deutschen Islam“? Hybridisierung als Reaktion auf islamistische und antimuslimische Bedrohungen
Dr. Özgür Özvatan (BIM/ Humboldt-Universität zu Berlin)
Welche Auswirkungen hat Islamismus auf die muslimischen Communities in Deutschland? Wie reagieren muslimische Verbände, Vereine, Initiativen und Einzelpersonen auf den Druck, den Islamist:innen auf sie ausüben, z.B. durch Vorwürfe, die Moscheevereine hätten in der Diaspora den Zugang zum „wahren Islam“ verloren, oder die offensive Anwerbung von Jugendlichen in Vereinen und Schulen? Und wie beeinflusst zugleich das Spannungsfeld zwischen islamistischen und antimuslimischen Bedrohungen die Glaubensausübung und Identitätsbildung von Muslim:innen in Deutschland? Sind im Zuge der Reaktionen auf diese Bedrohungen Hybridisierungsprozesse erkennbar? Analog zu historischen Adaptationsformen des Islam, in denen in unterschiedlichen Kontexten von einem „Türkischen Islam“, „Indonesischen Islam“ oder auch einem „Französischen Islam“ etc. die Rede ist, untersucht das Projekt D:Islam, ob eine spezifische Form eines „Deutschen Islam“ erkennbar ist. Im Vortrag werden Artikulationsformen des Deutschen Islam beleuchtet und es wird diskutiert, inwiefern dieser als ein extern erzwungenes Konzept (Stichwort „Staatsislam“) wahrgenommen wird und welche Rolle möglicherweise auch Abgrenzungen gegenüber Islamismus oder religiöse Steuerungen aus den ehemaligen Herkunftsländern spielen.

Mittwoch, 13. Dezember 2023, 19:00-21:00 Uhr c.t.
„Not all Muslims“. Die Perspektiven von Jüdinnen & Juden auf politisch-islamischen Antisemitismus und die Bedeutung von „Radikalität“
Bjarne Goldkuhle (Universität Düsseldorf) / Niklas Herrberg (Universität Düsseldorf)
Antisemitismus unter Muslim:innen avancierte in den letzten Jahrzehnten zu einem immer wieder kontrovers verhandelten Thema – während die einen hier einen „neuen Antisemitismus“ ausmachten, kritisierten andere vor allem potenziell rassistische Stereotypisierungen von Muslim:innen. Im Fokus des Vortrags steht die Frage danach, wie Jüdinnen und Juden als primäre Betroffene von Antisemitismus dies aktuell erleben und deuten:
Die quantitativen und qualitativen Befunde des Projekts ArenDt unterstreichen jeweils, dass Jüdinnen und Juden diesbezüglich eine differenzierte Perspektive einnehmen. Die Befragten erklären Antisemitismus nicht zu einem per se „muslimischen Problem“, betonen jedoch gleichzeitig, dass Antisemitismus aus dem Bereich des politischen Islams im Alltag klar eine Bedrohung darstellen kann. Mittels eines Survey-Experiments wird gezeigt, dass Jüdinnen und Juden einen Unterschied zwischen der muslimischen Glaubensgemeinschaft als Ganzes und einem radikalen Teil derselben machen, wenn es um die Bedrohung durch Antisemitismus geht.Für den Umgang mit letzterem ist für Jüdinnen und Juden dabei insbesondere die Frage nach offener Gewalt ein wichtiges Bewertungskriterium.

Mittwoch, 17. Januar 2024, 19:00-21:00 Uhr c.t.
Radikalisierende Räume. Kontexteffekte auf die Anfälligkeit für Radikalisierung
Prof. Dr. Sebastian Kurtenbach (FH Münster)
Zahlreiche Studien der letzten Jahre weisen darauf hin, dass es kein Zufall ist, wer sich radikalisiert, bzw. dass es konkrete Risikofaktoren dafür gibt. Daher kann auch davon ausgegangen werden, dass es kein Zufall ist, wo Radikalisierung häufiger auftritt. Entsprechend untersucht das Projekt „Radikalisierende Räume“ (RadiRa) sowohl individuelle als auch räumliche Einflüsse auf die Anfälligkeit für Radikalisierung mittels unterschiedlicher Methoden fallvergleichend in drei Städten: Neben einer ethnografischen Erhebung des jeweiligen Stadtteillebens und den salafistischen „Hotspots“ darin finden standardisierte Befragungen sowie leitfadengestützte Interviews mit Expert:innen und Bewohner:innen statt . Im Vortrag werden Ergebnisse und Konsequenzen für die Präventionspraxis diskutiert.

Mittwoch, 31. Januar 2024, 19:00-21:00 Uhr c.t.
Radicalized Mainstream: Mobilizing, normalizing and normativizing far-right ideologies from the centre
Prof. Dr. Sabrina Zajak (DeZIM-Institut Berlin)
This lecture discusses the relationship between the radicalized margins and the mainstream. Radicalized actors/ideologies and the mainstream are usually considered opposing poles. The mainstream is often portrayed as moderate and centrist in terms of its convictions and policies and placed in opposition to the far-right and far-left. In this lecture,recent insights on the “normalization” of far right actors and attitudes (Ruth Wodak, Cas Mudde) are presented, paying particular attention to “the mainstream” as a (heterogeneous) agent accommodating, aligning, justifying, and normalizing far-right actors, actions, and attitudes, as well as the reasons why and the circumstances under which this happens.
Weitere Informationen: https://www.ezire.fau.de/

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Datum:
31. Januar 2024
Zeit:
19:15 – 20:45
Ort:

Kollegienhaus, Raum KH 0.011 (EG), Universitätsstraße 15, 91054 Erlangen

Veranstaltungskategorien:
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