„Reading Prehistoric Human Tracks“ –auf ‚Spurensuche‘ der Menschheit

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"Reading Prehistoric Human Tracks", erschienen im Springer Wissenschaftsverlag

UFG stellt Standardwerk zu prähistorischen Fußabdrücken mit weltweit wichtigsten Fundstellen und aktuellen Analysemethoden vor

Archäologische Fundstücke wie Knochen, Scherben oder generell menschliche Spuren sind spannende Entdeckungen, denn sie verraten viel über den Ursprung und die Entwicklung der Menschheit. Auch Fußabdrücke, oft unwillkürlich hinterlassen, sind ein wichtiger Bestandteil, wenn es darum geht den steinzeitlichen Alltag zu rekonstruieren, und so befasst sich eine neue Veröffentlichung des Instituts für Ur- und Frühgeschichte ausschließlich mit diesem Forschungsfeld. Das Buch schließt eine Forschungslücke und ist als Open-Access-Publikation frei zugänglich.

PD Dr. habil. Andreas Pastoors (FAU) und Dr. Tilman Lenssen-Erz (Universität Köln) haben in der englischsprachigen Publikation „Reading Prehistoric Human Tracks“, die vor allem von der VolkswagenStiftung und der DFG finanziert wurde, die verschiedenen Strömungen der Forschungen hierzu mit zum Teil außergewöhnlichen Funden zusammengetragen. Neu ist, dass in diesem Buch, neben der Zusammenstellung der weltweit wichtigsten Fundstellen (2. Abschnitt) und der diversen Analysemethoden (1. Abschnitt) hierzu, indigenes Wissen in die Analyse der Fußabdrücke einbezogen wurde, so dass hier Forschung mit Vertretern unterschiedlicher kultureller Traditionen auf Augenhöhe umgesetzt wurde. Und dies ist nur zum Vorteil des Verständnisses der Abdrücke, wie Pastoors erklärt:

PD Dr. habil. Andreas Pastoors sortiert hier 17.000 Jahre alte Geräte aus Knochen und Geweih (Foto: Robert Bégouën)

„Es war Zeit für dieses Buch, denn indigene Experten haben uns die Augen dafür geöffnet, was alles für Informationen in den Fußabdrücken stecken. Wir – die westlichen Wissenschaftler – sind als Städter aufgewachsen und haben die Fähigkeit des ganzheitlichen Lesens von unseren eigenen Fußabdrücken verloren. Da wir sie nicht verstehen, können wir sie nur als uns unbekannte Artefakte behandeln, das heißt wir kategorisieren und vermessen sie. Aber auch hier gilt, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Einzelteile und so ist es besonders wertvoll, dass es noch Menschen gibt, für die das Lesen in Fußabdrücken Alltag ist.“

Auch in anderen Forschungsprojekten weltweit wurde bereits mit indigenen Experten kooperiert. Davon berichtet der letzte Abschnitt („Experiences with Indigenous Experts“) mit verschiedenen spannenden Beiträgen.

Das von den beiden Autoren initiierte und mittlerweile etablierte Projekt ‚„Tracking in Caves“, bei dem indigene Fährtenleser aus Namibia bei der Erforschung von französischen Bilderhöhlen mitarbeiten und ihr spezielles Wissen für die Interpretation von eiszeitlichen menschlichen Fußabdrücken einsetzen, ist in allen drei Abschnitten des Buches vertreten. Hier ist der Beitrag im zweiten Abschnitt über die Bilderhöhle Tuc d’Audoubert herauszuheben, denn an dieser Stelle werden erstmals die Ergebnisse einer größeren Studie von Fußabdrücken durch die indigenen Experten veröffentlicht.

„Das spektakuläre an den Ergebnissen der Interpretationen durch die indigenen Experten ist das

“Reading Prehistoric Human Tracks”, erschienen im Springer Wissenschaftsverlagunspektakuläre Alltagsgeschehen, von dem die Fußabdrücke berichten“, sagt PD Dr. habil Andreas Pastoors. „Sie erzählen von Frauen und Männern, von Kindern und alten Menschen, die sich in den stockdunkeln Gängen mit einer Fackel oder Fettlampe in der Hand, bewegten. Sie rutschten aus, fanden aber wieder ihre Balance, waren in Kleingruppen unterwegs, Kinder spielten mit den Zehen im Lehm des Höhlenbodens, ein Pärchen war an verschiedenen Stellen der Höhle auf der Suche nach Knochen von Höhlenbären, Lehm zum Modellieren von Kunstobjekten wurde aus dem Boden gebrochen und an eine andere Stelle in der Höhle getragen. Man muss bedenken, dass sich diese Menschen in Höhlen bewegten, die wir heute als ‚Heiligtümer‘ bezeichnen. Das ist kein Widerspruch, sondern zeigt nur die Menschlichkeit dieser Leute und die Nähe zu uns. Das macht zum Teil Gänsehaut“, so Pastoors.

Das Buch ist nicht nur eine spannende Lektüre für (angehende) Archäologinnen und Archäologen, sondern auch für alle, die sich für die Geschichte des Menschen, Kulturanthropologie, Jäger und Sammler-Gemeinschaften, und im Allgemeinen für indigenes Wissen interessieren.

Das Buch ist erhältlich bei:

Zum Buch der UFG “Reading Prehistoric Human Tracks”

Mehr zu PD Dr. habil. Andreas Pastoors und seiner Forschung:

https://www.uf.phil.fau.de/das-team/pd-dr-habil-andreas-pastoors/