Die ersten 100 Tage im Amt: 3 Fragen an Prof. Dr. Kirchmann zu seinem Start als Dekan

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Gut 100 Tage ist Prof. Dr. Kay Kirchmann nun als Dekan der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie im Amt. Zeit, um nachzufragen, welchen ersten Eindruck er von der Tätigkeit als Dekan gewonnen hat.

Herr Prof. Kirchmann, wie war Ihr Start als Dekan?

Kay Kirchmann: Vielgestaltig! Ich habe wirklich den Eindruck, wie in einem Schnelldurchlauf so ziemlich alle Aspekte der neuen Funktion kennengelernt zu haben – die erfreulichen wie die unerfreulichen. Die 100 Tage sind wie im Fluge vergangen und manchmal muss ich mich kneifen und mich fragen: ‚Machst Du das wirklich erst seit 3 Monaten?‘.

Ich muss aber auch ehrlich sagen, hätte ich nicht die jahrelange Gremienerfahrung an der FAU mitgebracht, wäre ich absolut verloren gewesen bei den vielen Funktionsbereichen, die man in diesem Amt bespielen muss. So bin ich immerhin nur hin und wieder mal verloren und verstehe erstmal nur ‚Bahnhof‘. Sich das auch mal einzugestehen, dass man eben nichts alles von Anfang an durchdringen und beherrschen kann, war ganz eindeutig auch Teil meines Lernprozesses.

Und es war sicherlich kein Nachteil für diese Eingewöhnungsphase, dass ich so viele Kolleginnen und Kollegen schon seit vielen Jahren kenne und auch wiederum von deren Erfahrungen profitieren konnte. Also, es ist durchaus fordernd und komplex gewesen, aber alles in allem überwiegt ganz eindeutig (noch?) der Spaß an den neuen Aufgaben.

 

Sie sind nun bald 20 Jahre Professor an der Fakultät und haben, wie erwähnt, jahrelange Gremienerfahrung – was hat Sie dennoch überrascht?

KK: Positiv überrascht hat mich die sehr reibungslose und vertrauensvolle Integration durch die anderen Dekane und die Universitätsleitung in Gremien wie der Erweiterten Universitätsleitung. Das hatte ich mir durchaus schwieriger vorgestellt, wenn da nach 10 Jahren Rainer Trinczek halt so ein ‚Neuer‘ ankommt. Aber mir wurde es auf angenehm menschliche Art und Weise wirklich leichtgemacht, mich rasch hineinzufinden. Das ist nicht selbstverständlich und dafür bin ich dankbar.

Vielleicht in der Sache nicht so sehr überrascht, aber doch von der diesbezüglichen Dichte und Intensität berührt war ich, wie und in welchen Formen das zunehmend rauere (welt-)politische Klima auch an der FAU anbrandet. Das hat durchaus auch bedrückend bis erschreckende Momente.

 

Nachdem Sie die Fakultät nun aus einer anderen Perspektive kennengelernt haben: Welche Themen möchten Sie angehen?

Wie bleibt die FAU für Studierende und Mitarbeitende attraktiv? Daran muss die Fakultät in eigenem Interesse mitwirken (Foto: kb)

KK: Grundsätzlich hat mein Amtsvorgänger in wirklich beeindruckender Art und Weise so viele wichtige Prozesse und Strukturreformen initiiert, von denen ich jetzt ungemein profitiere bzw. die ich nur noch finalisieren muss, wie zum Beispiel die Umsetzung unserer Strukturreform, nach der jetzt auch die Institute in der neuen Grundordnung implementiert werden. Da ist viel passiert, was unsere Fakultät positiv vorangebracht hat. Ich erlebe uns wirklich in allen Bereichen als sehr gut aufgestellt.

Dennoch bleiben Dauerthemen, die mich und uns weiterhin beschäftigen werden, wie etwa die Verbesserung der Lage für den sogenannten Mittelbau und hier vor allem für die Kolleg*innen auf befristeten Stellen.

Es bleibt dabei auch abzuwarten, inwieweit der demographische Wandel, der sich jetzt schon an vielen Stellen bemerkbar macht, selbst ein so schwerfälliges System wie das akademische zwingen wird, sich veränderten Lebenswirklichkeiten und anderen Vorstellungen von Work-Life-Balance anzupassen. Ich bin da zwar nicht allzu optimistisch, aber es ist immerhin aktuell viel Dynamik im Spiel. Universitäten werden sich künftig fraglos mehr anstrengen müssen, um als attraktiver Arbeitgeber auftreten zu können. Diesen Prozess werde ich gerne begleiten und mitgestalten.

Leider ein Dauerthema ist und bleibt der schleichende Einzug anti-demokratischer und anti-humaner Diskurse in das akademische Milieu. Da dies zunehmend unter Berufung auf die Wissenschaftsfreiheit passiert, werden wir in diesem Jahr einen Aktionstag mit internen wie externen Expert*innen zu diesem Thema durchführen. Hierbei erfahren wir übrigens auch große Unterstützung aus der Universitätsleitung, welche die Beschäftigung mit dieser komplexen Materie ebenfalls als dringlich einstuft. Was nun aber das Dauerthema schlechthin angeht, nämlich unseren Umzug in den Himbeerpalast – das werde ich definitiv nicht mehr im Amt erleben, egal wie viele Amtszeiten es auch werden mögen.

 

Vielen Dank für den Einblick! Wir wünschen weiterhin eine glückliche Hand, gutes Gelingen bei den Dauerthemen und natürlich, dass der Spaß an den Aufgaben bleibt.