Neuerscheinung: Open Access Forschungsband zu Dezentralisierung im Nahen Osten

Symbolbild zum Artikel. Der Link öffnet das Bild in einer großen Anzeige.

Oft bleibt die Politikwissenschaft blind für politische Entwicklungen und Verschiebungen jenseits des Zentrums und fokussiert nur auf die nationale Ebene. Der neue Sammelband aus dem Erlanger DFG-Projekt zu Dezentralisierung in der arabischen Welt weitet dagegen den Blick auf subnationales Regieren, informelle Politik und die große Bedeutung der Peripherie. Auf Grundlage extensiver Feldforschung können die Beiträge dieses frei verfügbaren Werkes wichtige Forschungslücken in Bezug auf die bisher kaum vergleichend beleuchteten Dezentralisierungsreformen im Nahen Osten schließen.

Das von Thomas Demmelhuber und Roland Sturm herausgegebene Buch entstand aus dem gemeinsamen DFG-Projekt zur Dezentralisierung im Nahen Osten und Nordafrika. Dezentralisierung, also die Verlagerung von Aufgaben, Kompetenzen und Macht von der nationalen Ebene hin zu Gemeinden, Provinzen, Gouvernoraten und Regionen, stellt eine bedeutende Bedingung modernen Staatshandelns dar. Die Internationale Gemeinschaft erhofft sich davon Entwicklungs-, Effizienz- und Demokratierenditen und fördert entsprechende Reformen in sich entwickelnden Staaten. Dabei ist die tatsächliche Wirkung im Einzelfall umstritten und gerade in der als besonders zentralisiert geltenden arabischen Welt kaum erforscht.

Die Beiträge des Forschungsbandes setzen sich detailliert mit den Möglichkeiten und Grenzen von Dezentralisierungsreformen in dieser Weltregion auseinander. Dabei erkunden die Autorinnen und Autoren, wie autokratische Regime subnationales Regieren und Reformen auch zur eigenen Machtstabilisierung zu nutzen suchen. Informelle Politiken, Veränderungen und Konstanten in subnationalen Elitenkonstellationen werden ebenso beleuchtet wie die finanzielle Ausstattung und Abhängigkeit lokaler und regionaler Akteure sowie die Rolle internationaler Geldgeber.

Der als Open Access bei Nomos erschienene Sammelband bereichert dabei die aktuellen Diskussionen der Autoritarismus-, Transitions- und politikwissenschaftlichen Nahostforschung sowie im Politikfeld Dezentralisierung und kann durch seine fundierten Problemanalysen auch für Akteure und Entscheidungsträger der Entwicklungszusammenarbeit und Reformbegleitung neue Impulse geben.

Das Werk mit Beiträgen von Sylvia Bergh, Miriam Bohn, Thomas Demmelhuber, Roland Sturm und Erik Vollmann fokussiert insbesondere auf die Länderbeispiele Marokko, Jordanien, Tunesien und Ägypten und ist unter folgendem Link verfügbar: doi.org/10.5771/9783748920731