Prof. Erasmus Mayr erhält höchstdotierten deutschen Philosophiepreis

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Prof. Dr. Erasmus Mayr, Lehrstuhl für Praktische Philosophie (Bild: FAU/Georg Pöhlein)FAU/Georg Pöhlein

Der Deutsche Preis für Philosophie und Sozialethik 2021 geht an Prof. Dr. Erasmus Mayr, Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Philosophie. Der Preis wird von der Hamburger Max Uwe Redler Stiftung verliehen und ist mit 100.000 Euro die höchstdotierte Auszeichnung im deutschsprachigen Raum auf dem Gebiet der Philosophie. Er wird alle zwei Jahre vergeben. Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank überreicht den Preis am 11. November im Rathaus der Hansestadt.

Prof. Dr. Erasmus Mayr erhält die Auszeichnung für seine herausragenden Arbeiten zur praktischen Philosophie. Wie kann es in der natürlichen Welt Platz für wirkliches Handeln geben, wenn alle Geschehnisse in der Natur durch frühere Ereignisse nach Naturgesetzen verursacht werden? In seiner international beachteten Monographie „Understanding Human Agency“ (Oxford University Press 2011) versucht Mayr, die Spannung zwischen unserem Selbstverständnis als aktiv Handelnde und dem für die Neuzeit und Moderne prägenden Bild der Natur aufzulösen. Er wird darüber hinaus für seine präzise argumentierenden Aufsätze zur Ethik und zur Rechtsphilosophie gewürdigt.

„Erasmus Mayrs Arbeiten zur praktischen Philosophie zeichnen sich durch eine seltene Kombination von Präzision, Umsicht und Originalität aus“, begründet die Jury unter Vorsitz von Peter Strohschneider, Vorsitzender der Max Uwe Redler Stiftung, ihre Entscheidung. Die Theorie, die Mayr in „Understanding Human Agency“ entwickelt, zeige nicht nur, wie Handlungen einen Platz in der physischen Welt haben. Sie nehme auch die zentrale Rolle ernst, die Absichten und Gründe für das Verständnis menschlichen Handelns spielen, und zeige, wie diese Rolle damit vereinbar ist, dass Handlungen zugleich Ausdruck menschlicher Aktivität und natürliche Phänomene sind. „An der Arbeit beeindrucken ihre synthetische Kraft, der entschlossene Problemzugriff, die Originalität der Gedankenführung und nicht zuletzt ihre historische Tiefenschärfe“, heißt es in der Begründung. Das Buch dokumentiere souveräne Kenntnis der kausalitäts- und handlungstheoretischen Konzeptionen von Aristoteles, Locke, Hume und Wittgenstein.

Der Preisträger werde zudem für seine Aufsätze zur Ethik und zur Rechtsphilosophie ausgezeichnet, so die Jury weiter. „Aufgrund seiner philosophisch-juristischen Doppelkompetenz gelingt es Mayr, Debatten über die Begründung von Menschenrechten, über Willensfreiheit und moralische Vorwürfe und über die Voraussetzungen für rechtmäßige staatliche Strafe substantiell voranzutreiben.“ Die Bedingungen für Verantwortung leite er systematisch aus dem Wesen moralischer Vorwürfe und den für solche Vorwürfe geltenden Fairnessnormen her.

Erasmus Mayr (42) ist seit 2015 Professor an der FAU Erlangen-Nürnberg, wo er den Lehrstuhl für Praktische Philosophie innehat. Nach einem Doppelstudium der Philosophie und der Rechtswissenschaften hat er 2007 an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München mit »summa cum laude« seine philosophische Dissertation abgeschlossen, für die er mit dem Wolfgang-Stegmüller-Preis der Gesellschaft für Analytische Philosophie ausgezeichnet wurde. Es folgten unter anderem ein juristisches Referendariat und ein mehrjähriger Forschungsaufenthalt als Junior Research Fellow am Queen’s College der Universität Oxford. 2015 wurde Mayr an der LMU München habilitiert und im selben Jahr an die FAU Erlangen-Nürnberg berufen. Seine Schwerpunkte sind Handlungstheorie, Grundlagenfragen der Ethik und Metaethik sowie Politische und Rechtsphilosophie. (pm)