Emmy Noether-Gruppe von Prof. Dr. Dominik Müller erhält Verlängerung

Prof. Dominik Müller und seine Emmy Noether Gruppe
Die Mitglieder der Emmy Noether-Forschungsgruppe bei einem Workshop an der National University of Singapore (v. l.): Rosalia Namsai Engchuan, Tímea Gréta Biro, Prof. Dr. Dominik Müller und Fauwaz Abdul Aziz. Es fehlt Mohammad Wasim Naser. (Forto: privat)

Prof. Dr. Dominik Müller hat von der DFG eine Verlängerung für seine Emmy Noether-Gruppe erhalten. Gemeinsam mit seinen vier Doktorandinnen und Doktoranden erforscht er seit 2017 „Die Bürokratisierung des Islam und ihre sozio-rechtlichen Dimensionen in Südostasien“. Die Förderung für ein weiteres Jahr bis September 2022 ermöglicht es Prof. Müller seinen eigenen empirischen Beitrag zur Forschungsgruppe zur Bürokratisierung des Islam im gegenwärtigen Singapur zu erweitern. Die weiteren Mittel sollen für einen zusätzlichen Feldforschungsaufenthalt sowie für einen Workshop, Öffentlichkeitsarbeit und die Abschlussveröffentlichung verwendet werden.

Prof. Dr. Dominik Müller hat seit dem Wintersemester 2019/20 die Professur für Kultur- und Sozialanthropologie inne, die im Rahmen des Elitestudiengangs „Standards of Decision-Making Across Cultures (SDAC)“ am Department „Alte Welt und Asiatische Kulturen“ eingerichtet wurde.

Über die Forschung der Emmy Noether-Gruppe „Die Bürokratisierung des Islam und ihre sozio-rechtlichen Dimensionen in Südostasien“

Forschungsgruppenleiter Dominik Müller und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untersuchen die Rolle staatlicher Akteure bei der Islamisierung von Politik, Recht und Gesellschaft in Südostasien. Der regionale Fokus liegt hierbei insbesondere auf Brunei, Indonesien, Malaysia, Singapur und den Philippinen – Länder, die in ihren sozialen und politischen Kontexten sehr unterschiedlich sind: So ist zum Beispiel Brunei ein deutlich anti-säkularer „Islamischer Staat“, Singapur hingegen eher säkular-autoritär regiert und die Philippinen christlich-dominiert und Muslime bilden eine Minderheit. Und doch weisen sie „Familienähnlichkeiten“ in der Bürokratisierung des Islam auf, die die Forschungsgruppe mithilfe von langfristigen Feldforschungen vor Ort identifiziert. Sie untersuchen, wie als islamisch angesehene Normen und Ideen in bürokratischen Formen Einzug halten und welche – möglicherweise konfliktauslösenden – soziokulturellen Auswirkungen daraus folgen.

„Besonders spannend“, erklärt Prof. Müller, „finde ich neben diesem ethnographisch-komparativen Ansatz auch unseren methodischen Ansatz, im persönlichen Austausch mit Beteiligten Akteurinnen und Akteuren vor Ort, bei dem Erfahrungsnähe, teilnehmende Beobachtung und die langfristige Entwicklung von Vertrauensbeziehungen im Zentrum stehen. Hierfür forschen mein Team und ich sowohl bei staatsislamischen Institutionen, die eine Definitionshoheit über Islam-bezogene Fragen für sich beanspruchen, als auch bei mit ihnen interagierenden oder von ihrer Arbeit betroffenen Gruppen – wie zum Beispiel muslimischen Transgender-Communities, Filmemacherinnen und Filmemachern, traditionellen Heilern und sogenannten ‚Scharia-konformen‘ Exorzisten, um nur einige Beispiele zu nennen.“

Auch die internationale Arbeitssituation mit seinen vier Doktorandinnen und Doktoranden gefällt ihm sehr gut. Sie stammen aus vier unterschiedlichen Ländern, haben multikulturelle Hintergründe und Lebenswege sowie unterschiedliche disziplinäre, religiöse und persönliche Orientierungen. Außerdem pflegt das Projekt interessante internationale Kooperationen, im Zuge derer die Forschungsgruppe bereits Workshops in Singapur, Harvard und Oxford durchführen konnten.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt: https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/290540325?context=projekt&task=showDetail&id=290540325&