Fakultät vergibt Lehrpreis für innovative Lehrkonzepte 2025

Drei Wege, Lehre neu zu denken – das zeigten in diesem Jahr gleich drei Lehrkonzepte: Sarah Schulz, Veronika Bibelriether und Nefeli Xiggos, Madeleine Flötotto sowie Nicole Methner wurden für ihre kreativen Ansätze der Wissensvermittlung mit dem Lehrpreis für innovative Lehrkonzepte der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie 2025 ausgezeichnet.
Mit der Auszeichnung würdigt die Fakultät jährlich Lehrveranstaltungen, die durch didaktische Qualität, Methodenvielfalt und besondere Studierendenorientierung überzeugen. In der Regel wird der Preis an zwei Konzepte vergeben – 2025 wurden ausnahmsweise drei Lehrveranstaltungen ausgewählt, weil alle eingereichten Vorschläge in ihrer Qualität und Innovationskraft überzeugten.
Diese sind:
- „Digitale Bibelkunde Altes Testament“ von PD Dr. Sarah Schulz, Veronika Bibelriether und Nefeli Xiggos (Lehrstuhl für Altes Testament)
- „The National within the International: Exploring what it means to be a teacher in Europe” von Madeleine Flötotto (Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Diversity Education und internationale Bildungsforschung)
- „Wissenschaftskommunikation: Sozialpsychologische Erkenntnisse verständlich für die Öffentlichkeit vermitteln“ von Dr. Nicole Methner (Lehrstuhl für Sozialpsychologie mit Schwerpunkt Gender und Diversity)
Die Lehrveranstaltungen zeichnen sich durch unterschiedliche Schwerpunkte aus, es eint sie jedoch, dass sie Lernen mit Spaß verbinden möchten, was auf unterschiedliche Weise gelingt – durch einen Selbstlernkurs, internationale Zusammenarbeit oder Publikation auf einem Blog und bei Wikipedia.
Alle drei Konzepte stießen bei den Studierenden auf besonders positive Resonanz und erfüllten zugleich in hohem Maße die Qualitätskriterien für innovative Lehre der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie.
Die Preisverleihung fand im Rahmen der erweiterten PhilLuSt-Sitzung im Sommersemester 2025 statt. Die Auszeichnung umfasst neben einer kleinen Trophäe auch eine finanzielle Anerkennung.
Herzlichen Glückwunsch an die Preisträgerinnen zu dieser verdienten Auszeichnung!
Vorstellung der ausgezeichneten Lehrkonzepte 2025:

Lehrprojekt „Digitale Bibelkunde Altes Testament“ von PD Dr. Sarah Schulz, Veronika Bibelriether und Nefeli Xiggos (Lehrstuhl für Altes Testament)
Kaum ein Modul sorgt in der Studieneingangsphase so verlässlich für Überforderung wie die Bibelkunde des Alten Testaments: 39 Bücher, Königreiche, Propheten, Gesetzestexte, Psalmen – ein Kosmos an Inhalten, der viele Studierende zu Beginn abschreckt. Genau hier setzt die „Digitale Bibelkunde Altes Testament“ an.
Was vor sechs Jahren mit einer Förderung durch den Innovationsfonds Lehre als Antwort auf ein sehr reales Lehrproblem begann, ist heute zu einem Vorzeigeprojekt für die Digitalisierung in der Theologie geworden: Entstanden ist ein vollständiger interaktiver Selbstlernkurs mit über 30 Lernmodulen, 800 Lernkarten, grafisch klar strukturierten Übersichten, Self-Assessments, adaptiven Lernszenarien – und das alles modular, nutzbar in Präsenz, im Flipped-Classroom oder im Selbststudium. Überzeugender kann man auf die Heterogenität von Studierendengruppen und deren unterschiedliche Vorkenntnisse und Anforderungen kaum reagieren.
Studierende finden hier einen Zugang, der Orientierung schafft, motiviert und zum theologischen Denken anregt. Die Bibelkunde wird so nicht mehr als verstaubter Pflichtstoff erlebt, sondern als ein Terrain, das mit Neugierde betreten werden kann. Dass das Konzept aufgeht, zeigen die Evaluationen: bessere Prüfungsergebnisse, hohe Zufriedenheit – und Begeisterung für ein Fach, das vielen zuvor Respekt eingeflößt hat.
Das Team um Privatdozentin Dr. Sarah Schulz, Veronika Bibelriether und Nefeli Xiggos hat mit kreativer Entschlossenheit und einem wachen Blick für die Bedürfnisse von Studierenden mit der ‚Digitalen Bibelkunde Altes Testament‘ ein digitales Lehrprojekt geschaffen, das bundesweit Maßstäbe setzt. Es wurde in mehreren Universitäten und Lernsettings getestet, evaluiert und kontinuierlich weiterentwickelt. Und es ist seit Kurzem als Open Educational Resource (OER) öffentlich zugänglich, denn die ‚Digitale Bibelkunde Altes Testament‘ wurde als einer der ersten ILIAS-Kurse der FAU vollständig an die Virtuelle Hochschule Bayern überführt – ein echter Pionierschritt in Sachen digitaler Lehre an der FAU.
Studiendekanin Prof. Dr. Ute Verstegen: „Deshalb sagen wir herzlichen Dank für den Mut zur Innovation, den langen Atem, für den unermüdlichen Einsatz für die Studierenden und für die gelebte Einsicht, dass gute Lehre dann beginnt, wenn sie zum eigenständigen Denken anregt und mit innovativen Lösungen begeistert.“
„The National within the International: Exploring what it means to be a teacher in Europe” von Madeleine Flötotto (Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Diversity Education und internationale Bildungsforschung)

Manchmal überwindet man in Bezug auf gute Lehre nicht nur sprichwörtliche, sondern ganz reale Grenzen. So auch im Fall des Seminars „The National within the International: Exploring what it means to be a teacher in Europe“, das Madeleine Flöttotto gemeinsam mit einem Kollegen aus Belgien konzipiert und umgesetzt hat.
Das Seminar fand an der HOWEST Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Brügge und Brüssel, auf der digitalen europäischen e-twinning Plattform und im Wintersemester 2024/25 an der FAU statt.
Was sich in der Bewerbung um den Lehrpreis fast technisch liest – Kurzzeitmobilität für Lehramtsstudierende, TwinSpace, internationales Team-Teaching, Fortbildungsworkshops für Referendarinnen und Referendare, alles auf Englisch – war in der Praxis ein anspruchsvoll organisiertes, lebendiges Lehrprojekt mit echten Begegnungen: in Brüssel, Brügge, Nürnberg und online.
„Die Kombination und erfolgreiche Durchführung bedürfen einer Lehrperson, denen diese Themen so am Herzen liegen, dass sie bereit ist, viele Gedanken, viel Koordination, interkulturelle Sensibilität und persönliches Engagement in ein solches Konzept einzubringen“, sagt Studiendekanin Prof. Dr. Svenja Bedenlier in ihrer Laudatio.
Studierende der FAU und der Hochschule HOWEST arbeiteten von September bis Dezember zusammen, tauschten sich über ihre nationalen Sichtweisen auf Schule und Lehrkräfteberuf aus, reflektierten europäische Werte und entwickelten in gemischten Teams Fortbildungsworkshops, die sie sogar selbst an Schulen durchführten. Theorie wurde Praxis – und internationale Zusammenarbeit wurde zum persönlichen Aha-Erlebnis.
Madeleine Flötotto schafft es, Studierende für genau das zu begeistern, was gute Bildung heute ausmacht: Offenheit, Austausch, Reflexion – und der Mut, über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Oder wie eine Teilnehmerin es in der Evaluation schrieb: „Das SummerSchool-Projekt hat mir gezeigt, wie bereichernd internationale Zusammenarbeit für den Austausch von Ideen und Perspektiven ist, was meine Motivation als Lehrkraft gestärkt hat.“
„Wissenschaftskommunikation: Sozialpsychologische Erkenntnisse verständlich für die Öffentlichkeit vermitteln“ von Dr. Nicole Methner (Lehrstuhl für Sozialpsychologie mit Schwerpunkt Gender und Diversity)

Wissenschaftskommunikation – oft ein Schlagwort, in diesem Seminar jedoch gelebte Praxis. Im Masterseminar „Wissenschaftskommunikation: Sozialpsychologische Erkenntnisse verständlich für die Öffentlichkeit vermitteln“ haben Studierende nicht nur gelernt, wie sie komplexe Inhalte aus der Psychologie laienverständlich aufbereiten – sie haben es auch direkt ausprobiert und veröffentlicht.
Das Konzept hinter dem Seminar ist so einfach wie überzeugend: Studierende werden spätestens mit ihrem Abschluss zu Botschafterinnen und Botschaftern ihres Fachs. Sie haben eine wissenschaftliche Ausbildung absolviert – und müssen Fachinhalte nicht nur anwenden, sondern auch außerhalb der Universität vermitteln. Gerade im Bereich der Psychologie müssen sie ihren späteren Patientinnen und Patienten die Hintergründe psychologischer Erkrankungen verständlich erklären, oder auch, wenn sie Fortbildungen zu Themen wie Führung oder Stress halten, Inhalte zielgruppengerecht aufbereiten können.
Dass das Seminar die Jury des Lehrpreises begeistert hat, liegt an der konsequenten Ausrichtung auf echte Anwendung – mit sichtbaren Ergebnissen. Studiendekan Prof. Dr. Ludwig Fesenmeier: „‚Erst durchs Schmieden wird man ein guter Schmied, erst durchs Schreiben wird man ein guter Schreiber‘ – so sagt es Raymond Queneau in seinen ‚Stilübungen‘. Ganz im Sinne dieser Maxime haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ihres Seminars nicht nur im Rahmen von ‚Trockenübungen‘ gelernt, wie Experten-Laien-Kommunikation funktioniert, sondern sie haben die Ergebnisse ihrer Mühen, die adressatengerechte Darstellung wissenschaftlicher Sachverhalte, auch tatsächlich veröffentlicht.“
Die Studierenden entwickelten eigene Beiträge zu psychologischen Themen und veröffentlichten sie auf Wikipedia (vgl. z.B. das „Auswahlparadox“) oder in Wissenschaftsblogs – und machten damit ihre Arbeit für eine breite Öffentlichkeit zugänglich.
Genau darin liegt auch der innovative Kern des Lehrkonzepts von Dr. Nicole Methner: Die Studierenden lernen nicht nur, wie effektive und verantwortungsbewusste Wissenschaftskommunikation funktioniert – sie übernehmen Verantwortung und gestalten ihren Lernprozess aktiv mit. Die Möglichkeit zur Veröffentlichung motivierte die Teilnehmenden spürbar.
Das zeigt sich auch in der Rückmeldung der Studierenden:
„Die Erstellung des Blogartikels und die Überarbeitung des Wiki-Artikels mit der Möglichkeit der Veröffentlichung sind tolle Ziele – sie hinterlassen einen mit Zufriedenheit und motivieren, weil man etwas geleistet hat, das Wirkung zeigt.“
„Das Seminar hilft auch, den Sinn und den praktischen gesellschaftlichen Wert von Wissenschaft zu reflektieren.“
Der Lehrpreis der Fakultät für innovative Lehrkonzepte
Seit 2022 gehört zur Auszeichnung des Lehrpreises der Fakultät auch diese Trophäe, die sich ebenfalls in einem Wettbewerb unter Studierenden der Kunstpädagogik durchgesetzt hat
Seit 2020 vergibt die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie einen eigenen Lehrpreis, der den ‚Preis für gute Lehre‘ des Staatsministeriums und den FAU-Lehrpreis für Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen ergänzt.
Lehrende können sich mit einem Lehrveranstaltungskonzept aus den vergangenen zwei Semestern bewerben, zu dem neben dessen Beschreibung auch die relevanten Evaluationsergebnisse und eine Reflexion darüber mit einzureichen sind.
Die Auszeichnung ist nicht allein mit der Wertschätzung, sondern auch mit einem gestaffelten Preisgeld verbunden:
500 Euro erhalten Professoren bzw. Professorinnen,
PostDocs sowie Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen mit voller Stelle 1.000 Euro
wissenschaftliche Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen mit einer Teilzeitbeschäftigung 2.000 Euro.
Über die Vergabe des Preises entscheiden die Studiendekane der Fakultät. Bei Fragen hilft das Büro für Qualitätsmanagement gerne weiter.